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Pfalzpreis Bildende Kunst_Plastik


Bei der diesjährigen Vergabe des Pfalzpreis für Bildende Kunst, sowie des Nachwuchspreises muss leider auf die öffentliche Preisverleihung verzichtet werden.
Die Ausstellung in der Pfalzgalerie Kaiserslautern wird jedoch wie geplant vom 10. September bis zum 3. Oktober die Werke aller prämierten KünstlerInnen zeigen.

Text von Sebastian Baden / Kunsthalle Mannheim:
Fritzi Haußmann
Für die Ausstellung in der Pfalzgalerie hat Fritzi Haußmann eine ortsspezifische Installation entwickelt. Das bevorzugte Arbeitsmaterial der Künstlerin sind ausgediente Fahrradschläuche, denen über die Aneignung und Verarbeitung durch die Künstlerin neues Leben eingehaucht wird. Diese pneumatische Metapher ist hier durchaus buchstäblich zu verstehen, denn Haussmann schlitzt die Gummischläuche von ehemaligen Fahrradreifen auf und näht diese in Längsrichtung parallel neu zusammen. Sie erhält so einen durch die Streifen strukturierten Gummiteppich, der anschließend in eine skulpturale Form gebracht wird. Je nach Umfang des Materials erhalten die Werke unterschiedlich große Volumina. Die dunkle Oberfläche der anthropomorphen Objekte mit den Nuancen des schwarz, silbrig und seidig schimmernden Gummis entfaltet eine unheimliche Lebendigkeit. Schattige Zwischenräume absorbieren das Licht, während der Geruch des Materials eine olfaktorische Erweiterung des Wahrnehmungsraumes bietet.

Die Objekte und Installationen weisen nicht nur einen faszinierend organischen Charakter auf, als seien sie wesenhafte Gebilde, die Wand und Boden bedecken. Ihre Formen lassen sich sogar bewegen und verändern, denn Haußmann nutzt den Begriff der erweiterten Plastik für ihre Arbeit, wenn sie die Objekte für Performances und Interaktionen mit dem menschlichen Körper aktiviert.

„Mit den Performances im öffentlichen Raum und dem Material in Bewegung erweitern sich für mich die Möglichkeiten und Auslegungen des Begriffs ‚Plastik‘.“

Körper und Objekt gestalten gemeinsam, aus ihrem Zusammenhang heraus eine bewegte Form. Hausmann schafft für diesen interaktiven Prozess Werkfragmente, die wie Fortsetzungen menschlicher Gliedmaßen einsetzbar sind, gewissermaßen ästhetische Prothesen des Körperlichen – aber auch als Ausdehnung und Überschreitung des musealen Raumes. Das ausgestellte Video kontaktarm zeigt die Interaktion zwischen Mensch und Objekt wie einen rhythmischen Tanz.

Fritzi Haußmann (*1970) studierte an der Hochschule Wiesbaden und der Freien Kunstakademie Mannheim und lebt und arbeitet in Frankenthal und Mannheim.