Ausstellungen

Radiale_2021

„go! stop! stay! play! Die Reise nach …“
Ehemalige Synagoge Walldorf _ Fritzi Haußmann

Vernissage (digital) am 25.04.2021, 11 Uhr über den Link: http://www.radiale.net
Wann und in welcher Form die Ausstellung geöffnet werden kann, ist ebenfalls tagesaktuell auf der Homepage www.radiale.net zu erfahren

Fritzi Haußmann Aufbau in der Ehemaligen Synagoge

Katalogtext zur Ausstellung
Reise nach Jerusalem, so lautet der Titel der ersten Einzelausstellung in den neu renovierten Räumen der ehemaligen Synagoge in Walldorf, die von der Künstlerin Fritzi Haußmann realisiert wurde. Wer kennt es nicht, das international bekannte und bis heute beliebte Spiel: ein von Musik begleiteter fröhlicher Tanz um in Reihe oder in einem Kreis aufgestellte Stühle. Sobald die Musik stoppt, muss jeder so schnell wie möglich einen Sitzplatz ergattern. Da es immer einen Stuhl weniger als Teilnehmer gibt, scheidet in jeder Runde ein Spieler aus, ebenso wird es ein Stuhl weniger. Vermutungen, woher der deutsche Name des Spiels stammen könnte, lassen sich nicht genau belegen: Die Bezeichnung als „Reise nach Jerusalem“ wird unter anderem mit mittelalterlichen Kreuzzügen oder mit der zionistischen Migration nach Palästina und dem damit einhergehenden Platzmangel auf den Schiffen der Auswanderer in Verbindung gebracht.

In einem öffentlichen Aufruf im Dezember 2019 hatte Fritzi Haußmann die Bürger von Walldorf darum gebeten, ausrangierte Stühle für ihre Installation in den Räumen der ehemaligen Synagoge zur Verfügung zu stellen. Diese wurden dann von der Künstlerin mit alten Fahrradschläuchen fest zusammengebunden und stellenweise damit ummantelt, einzelne Schläuche breiten sich zugleich als schwarze Linienformationen im Raum und auf dem Boden aus. Fritzi Haußmann hat damit eine raumgreifende Installation entwickelt, die motivisch an das bekannte Spiel anknüpft, jedoch inhaltlich weit darüber hinausweist. Die Schläuche können einerseits als Zeichen für Mobilität, Reisen, Fortbewegung gelesen werden, wecken an diesem historisch bedeutsamen Ort aber ebenso Assoziationen an das schwere Schicksal vieler jüdischer Bürger zur Zeit des Nationalsozialismus, denen die Flucht aus Deutschland verwehrt blieb, die massenhaft verfolgt wurden und in Konzentrationslagern umkamen. Neben diesen historischen Bezügen stellt die Installation fast zwangsläufig eine Verbindung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen her und führt damit zu drängenden Fragen, etwa wie wir heute mit Flucht, Migration, Ausgrenzung, Fremdenhass und Verfolgung umgehen.

Barbara Auer, Kuratorin der Ausstellung

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